Veröffentlicht in „Exantas“ im Dezember 2014.

 

Die Türkei unternimmt in der letzten Zeit einen neuen Akt der Aggression und will Zypern verbieten, in seiner ausschließlichen Wirtschaftszone im Mittelmeer, und zwar direkt vor der zypriotischen Südküste, nach Gas und Öl zu suchen, wo große Vorkommen vermutet werden.

Die EU beschränkt sich bis jetzt auf eine rein formelle Anerkennung der staatlichen Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Integrität der Republik Zypern, eines ihrer Mitglieder, und übt ansonsten Druck auf die Griechisch-Zyprioten aus, sich der Türkei zu beugen und die vollendeten Tatsachen der Teilung der Insel zu akzeptieren. Das ist nicht gerade förderlich für die Glaubwürdigkeit der EU auf der Welt, die einen Mitgliedstaat in Stich lässt.

Bis heute reichen offensichtlich „bloß moralische“ Gründe wie die eklatante Verletzung des Völkerrechts, die Verhöhnung der internationalen Gemeinschaft und die Missachtung der Entscheidungen der internationalen Gerichte durch die Türkei, und selbst die Untergrabung der Glaubwürdigkeit der EU, nicht aus, um Zypern zu unterstützen. Inzwischen aber müsste die EU dringend auch an ihr eigenes materielles Interesse denken. Das Interesse Europas beinhaltet zweierlei. Erstens, seinen Energiebedarf an Öl und Gas aus dem eigenen Raum und den befreundeten Nachbarländern zu decken. So könnte man sich etwa überlegen, die Energie-Achse Israel-Ägypten-Zypern-Griechenland mit Anschlussmöglichkeiten vieler anderer Länder der Region zu fördern. Zweitens, sollte Europa sich überlegen, einen originell eigenen Beitrag zur Befriedung des für sie nahen und deswegen extrem wichtigen Ostmittelmeerraumes zu leisten. Es muss ein Paradigmenwechsel in der europäischen Außenpolitik erfolgen.