Veröffentlicht in „Exantas“ im Juni 2012.
Die Griechen beschweren sich lautstark bei den Deutschen: Jetzt, wo wir in Not gerieten, obwohl wir nicht allein schuld an der Misere sind, werden wir von euch Deutschen erniedrigt; wir bekommen eine Darlehenshilfe unter Sparbedingungen, die uns in die Knie zwingen und eine tiefe Rezession auslösen. Diese Darlehenshilfe ist übrigens eigennützig und kommt zu den Geberländern zurück. Die Solidarität unter europäischen Partnern bleibt auf der Strecke.
Die Deutschen antworten den Griechen: Die Empörung über Griechenland rührt daher, dass das Land mit falschen statistischen Daten den Eurobeitritt erschlichen hat und heute die anderen Europartner erpresst: „Entweder Ihr rettet mich, oder ich ziehe euch mit in den Abgrund!“ An der Pleite seid ihr Griechen selber schuld, weil euer Staat, der jetzt in Auflösung begriffen ist, in all den guten Jahren ein schwarzes Loch war, in dem die Milliarden der EU-Subventionen und der günstigen Kredite der Finanzmärkte verschwanden. Jetzt, wo die Märkte –zu recht oder zu unrecht – ihr Vertrauen von Griechenland abgezogen haben, könnt ihr nicht verlangen, dass wir, d.h. der deutsche Steuerzahler, euch das Geld geben, damit Ihr weitermacht wie bis jetzt. Geht jemand pleite und bittet einen anderen um Hilfe, muss er vorher sein eigenes Restvermögen dafür einsetzten (Privatisierungen) und sein Verhalten ändern (Sparen), das ihn an den Ruin gebracht hat. Die Rezession in Griechenland durch die Sparmaßnahmen ist bis zu einem gewissen Grad unvermeintlich, wenn man die „innere Abwertung“ und dadurch einen Neustart der Wirtschaft mit Verbleib in dem Euro bezweckt. Unter den gegebenen Umständen zeigen wir viel Solidarität: Mit dem griechischen Schuldenschnitt (PSI) haben die ausländischen Investoren auf über 70% ihres Geldes verzichtet. Mit der Darlehenshilfe werden (wegen des primären griechischen Haushaltsdefizits) auch Gehälter und Pensionen in Griechenland finanziert und die griechischen Banken rekapitalisiert – euer Land würde sonst sofort mit katastrophalen Folgen zusammenbrechen. Was wir von euch Griechen verlangen, ist, die Ärmel aufzukrempeln und selbst unter den geänderten Marktbedingungen zu helfen – statt immer woanders nach dem Schuldigen zu suchen.
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