Veröffentlicht in „Exantas“ im Juni 2013.

 

Im März 2013 wurde Zypern von der Troika „saniert“, weil seine Banken ins Wanken geraten waren, was den Staat selbst in Mitleidenschaft gezogen hatte. Die Bedingungen dieser „Rettung“ hatten es aber in sich: Parallel zu dem üblichen rigiden Sparprogramm wurde die Hälfte des Banksektors abgewickelt. Zypern wurde als Versuchskaninchen missbraucht, um das künftige Modell der Banksanierung in der gesamten Eurozone auszutesten. Tatsächlich ist dieses Modell kurz nach der Probe auf der Insel in Gesetzesform auf EU-Ebene gegossen worden. Dem gesamten Süden der Eurozone war aber schon vorher dadurch eine gehörige Angst eingejagt worden.

Wir wissen heute, dass die Europäische Zentralbank so lange mit dieser Lösung wartete, bis die großen europäischen Banken ihr Geld von der Insel abgezogen hatten. Am Ende zahlten nur die Ahnungslosen den Preis, die Zyprioten selbst, Russen, Araber und andere Investoren. Dem Wirtschaftsmodell Zyperns ist großer Schaden zugefügt worden.

Die „Rettung“ Zyperns dem Euro zuliebe stellt über mehrere historische Stationen hindurch (1960 – 1974 – 2004 – nach 2004 – 2013) den vorübergehend letzten Akt einer Reihe unheimlicher Beziehungen Europas zu der Insel der Aphrodite. Denn die Republik Zypern ist Opfer von groben völkerrechtlichen Verbrechen geworden und war dringend auf Unterstützung seitens der europäischen Partner angewiesen. Völkerrecht spielt aber im Fall Zypern offensichtlich eine auf ein formelles Minimum reduzierte Rolle für die Europäer.