Veröffentlicht in der Zeitschrift „Exantas“ im Juni 2016

 

Der Streit über den Namen „Mazedonien“ wird keinesfalls bloß wegen antiker Symbole geführt und ist keine Marotte oder Petitesse Griechenlands. Griechenland versucht, irredentistische und Gebietsansprüche seitens von Skopje abzuwehren, die auf die Zeit kommunistischer Propaganda des Tito-Jugoslawiens zurückgehen, und mit Geschichtsfälschungen einhergehen. Griechenland verbietet dem Nachbarland nicht die Nutzung des Namens „Mazedonien“. Denn obwohl die Berechtigung Skopjes aus der Antike fast null ist, haben die Südslawen von FYROM ein Recht auf diesen Namen aus der neueren Geschichte des Balkans, und zwar genau zu 38,32%. Dieses Recht wird allerdings durch ihre aggressive irredentistische Politik auf dem Balkan wiederum geschmälert – wenn man Berechtigungen quantifizieren wollte. Der neue Name mit geographischer oder ethnischer Einschränkung sollte erga omnes unter Einbeziehung aller Adjektive und Adverbien gelten. Eine Beteuerung „wir haben jetzt keine Gebietsansprüche mehr“ reicht bei weitem nicht aus.

Sollte Skopje es schaffen, die erdrückende Kette der Gründe, die gegen ihre Absichten sprechen (Zeit- und Raumpriorität, Irredenta, Antike, Interimsabkommen usw.) vergessen zu machen und die bisherigen Festlegungen der USA, NATO und EU umzukehren, wäre das eine schwere Schlappe für die westliche Glaubwürdigkeit und ein Verrat gegenüber einem alten Verbündeten.